Textauszug „ehemaliges Judenghetto“

gruftstrasse

ehemalige Gruftstraße (Ansichtskarte um 1925); Areal 1944 – 1945 komplett zerstört; heute Freifläche Marienhof

 

„… Um 1210 bildete sich hier ein Judenghetto mit eigener Synagoge und Schule. 1381 wurden an dem zentralen ‚Judengässchen’ ein Spital für die Armenfürsorge sowie ein Schulhaus mit jüdischem Betraum / Synagoge im Untergeschoss eingerichtet.
Nach der großen Judenvertreibung von 1442 erhielt der in herzoglichen Diensten stehende Magier- und Apotheker-Meister Johannes Hartlieb das leerstehende Schul- und Bethaus mit dem tief liegenden Synagogen-Raum von Herzog Albrecht III. zum Geschenk. Zugleich wurde das bisherige ‚Judengässchen’ in ‚Gruftgasse’ umbenannt.

Hartlieb gestaltete das Anwesen um und verwandelte den unterirdischen Betraum schnell in eine Marienkapelle. Diese zunächst nur kleine Kapelle wurde in der Folgezeit sukzessiv weiter ausgebaut zur ‚Gruftkirche’.
In deren Räumen wurde bis zu ihrer Schließung 1805 alljährlich auch eine Messe gelesen, um den weithin gefürchteten ‚Waller im Walchensee’ zu besänftigen – und davon abzuhalten, die Felsmassen des hochliegenden Walchensees zu durchbrechen und das ganze Isartal samt München zu überfluten (nähere Details hierzu unter …).

1805 wurde die Gruftkirche im Zuge der Säkularisation entweiht und in ein Privathaus umgewandelt. Bei den Umbaumaßnahmen 1805 entdeckten die Handwerker in einem der Keller-Stützpfeiler eine vermauerte Höhlung. Diese Nische beherbergte angeblich eine kelchförmige Ampel mit einem darin brennenden roten Licht sowie eine Urne mit den Gebeinen eines Menschen. Als man den Fund bergen wollte, zerfiel dieser jedoch sofort zu Staub. In der Folgezeit kam es laut Schilderungen zahlreicher Einwohner Münchens zu seltsamen nächtlichen Lichterscheinungen in den Räumen der ehemaligen Gruftkirche. Nicht wenige behaupteten, dies sei der letzte Gruß des ehemaligen Besitzers Johannes Hartlieb, des berühmten ‚Hexers von München’.

1866 wurden die alten Gemäuer der früheren Synagoge und Kirche schließlich zur Erweiterung des benachbarten Polizeigebäudes abgebrochen. …“