
Lichtskulptur „Passage Rot Blau“,
Passage zwischen Oberanger und St.-Jakobs-Platz
„… An der nördlichen Außenwand des ‚Angerhofs’ dominiert seit 2008 die großflächige Lichtskulptur ‚Passage Rot Blau’ (2008, Keith Sonnier): zwei auf gleicher Höhe angebrachte, streng geometrische Weißflächen (Kreis, Viereck) mit beidseitigen Farb-Lichtlinien werden temporär in Schwingung gebracht. Durch die Drehung gerät immer wieder eine andere der beiden Farben (rot, blau) aus der Perspektive des Betrachters in den Vordergrund – die beiden Objekte werfen als gegensätzliche Pole kaltes und warmes Licht in den Durchgang.
Der zur internationalen Künstlerelite gehörende, 1941 geborene amerikanische Lichtkünstler Keith Sonnier stellte sich mit dieser ‚Skulptur aus Licht und Farbe’ der Herausforderung, dem tristen, engen Verbindungsgang zwischen zwei Neubauten am Oberanger neues Leben einzuhauchen. Das Kunstwerk verbindet elementare Gegensätze reizvoll miteinander – ‚heiß’ und ‚kalt’, ‚Eckiges’ und ‚Rundes’ – und lässt ganz bewusst viel Raum für Assoziationen:
Die Formensprache der beiden Objekte erinnert nicht von ungefähr an Antennenschüsseln oder Parabolspiegel und geht so das Thema ‚Senden & Empfangen’ an. Zwischen den beiden Polen entsteht eine wechselseitige Kommunikation – das Licht ‚springt’ gerade zu hin und her.
Sonnier erweckt darüber hinaus mit seiner Gestaltung beim Betrachter gewollt auch Gedanken an Himmelskörper im Universum (der rote Kreis dreht sich als Planet um seine Achse und strahlt seinem Pendant, dem blauen Quadrat, warmes Licht entgegen) – Gedanken, die beim Betrachter auch damit verbundene, tiefergehende Fragestellungen nach der Einheit von Mensch und Kosmos aufwerfen können und dürfen.
Als Wegbegleiter in der Gasse zum St.-Jakobs-Platz mit den dort miteinander kommunizierenden Religionen Christentum (Angerkloster) und Judentum (Synagoge) führt die Installation den Rezipienten nicht zuletzt auch hin zu religiösen Deutungen: So agieren die zwei miteinander kommunizierenden Formen auch als Symbole der hier in unmittelbarer Nähe aufeinandertreffenden Religionen.
Die auf den ersten Blick zum Teil kühl wirkende Einfachheit der Lichtinstallation ist gewollt: Sonnier nimmt wie bei zahlreichen seiner Werke auch bei dieser Außeninstallation mit der klaren Linienführung der Neonröhren direkten Bezug auf das geometrische Raster der benachbarten Architektur. Mit der bewusst reduzierten Farb- und Formauswahl steht Sonnier darüber hinaus in Parallelität zur Malerei Piet Mondrians: wie bei Mondrian werden auch bei Sonnier Licht, Fläche und Farbe scheinbar ganz einfach und eindrucksvoll zu einem Raum verdichtet. …“